Deutscher Mannschaftspokal Vorrunde

Nachdem unsere erste Mannschaft nach vielen Jahren endlich wieder den Landesmannschaftspokal in Brandenburg gewonnen hatte, durften wir auch am Deutschen Mannschaftspokal, quasi dem DFB-Pokal des Deutschen Schachbundes, teilnehmen. Insgesamt 32 Mannschaften aus allen 14 Landesverbänden treten in 4er Mannschaften gegeneinander an. Zunächst geht es in die Vorrunde, in der jeweils 4 Mannschaften in Gruppen an verschiedenen Orten in Deutschland ihren Sieger ermitteln, der dann in die Zwischenrunde einzieht. Für uns ging es nach Hamburg, wo wir auf die Schachvereinigung Blankenese (6. Liga – Stadtliga A Hamburg), den Schach-Club Kreuzberg (2. Liga – 2. Bundesliga Nord) und den SK Norderstedt (3. Liga – Oberliga Nord-Nord) trafen. Zwar hatten wir eine gewisse Chance auf ein Weiterkommen, wenn wir in der ersten Runde auf Blankenese treffen würden, aber spätestens danach sollte mit Norderstedt und Kreuzberg Endstation für uns sein. So zumindest unsere Prognose. Für den PSV spielten Oliver Röhr, Tyron Milare, Nils Werthmann und Dave Möwisch, der als Fahrer und Mannschaftsführer fungierte. So fuhren wir ohne großen Druck und Erwartungen Richtung Norden und kämpften uns durch den zähen Hamburger Stadtverkehr.

In Blankenese angekommen, erwarteten uns freundliche Gastgeber, die mit ihrer Hamburger Gelassenheit alle 4 Mannschaften herzlich begrüßten. Zu den Besonderheiten des Pokals: Zum einen gibt es eine besondere Farbverteilung. Statt einer komplett alternierenden Farbverteilung wie im Ligabetrieb haben das erste und vierte Brett der Heimmannschaft Schwarz und das zweite und dritte Brett Weiß. Zum anderen gibt es die Berliner Wertung, die Siege an den vorderen Brettern höher bewertet als an den hinteren Brettern (Brett 1 = 4 Punkte, Brett 2 = 3 Punkte, Brett 3 = 2 Punkte und Brett 4 = 1 Punkt). Diese Berliner Wertung sollte für uns noch eine wichtige Rolle spielen.

Als Mannschaftsführer zog ich das wohl machbarste Los für uns, den SV Blankenese. Obwohl die Blankeneser Außenseiter waren, hatten sie doch an allen Brettern gestandene fast 2000er, was die Aufgabe für uns nicht zu einem Selbstläufer machen sollte. Wir spielten mit folgender Aufstellung:

PSV Blankenese

Oliver Röhr (2246) vs Eero Sell (2017)

Tyron Milare (2244) vs Thorsten Wennmann (1998)

Nils Werthmann (2019) vs Berthold Riering (1984)

Dave Möwisch (1961) vs Maximilian Reuter (1962)

Ich akklimatisierte mich gerade noch von der vierstündigen Autofahrt, als mein Gegner die Theoriezüge nur so rausblitze. Dabei brachte ich die Varianten des Londoner Systems durcheinander und musste schon früh einen Bauern geben. Mein Gegner spielte danach fehlerfrei weiter und wir lagen leider früh mit 0:1 zurück. Dafür sah es an den anderen Brettern deutlich besser aus. Nils Werthmann bestrafte das gierige Bauernfressen seines Gegners mit einer schön vorgetragenen taktischen Angriffspartie und glich aus 1:1. Tyron Milare erspielte sich im Turmendspiel einen Mehrbauern und ließ nur kurz etwas Luft am Sieg 2:1. Bei Oliver Röhr gab es schon in der Eröffnung ein taktisches Gemetzel, sein Gegner opferte Material für zu wenig Kompensation und Oli münzte den Vorteil in den dritten Sieg um. So gewannen wir, abgesehen von meiner bescheidenen Leistung, relativ souverän mit 3:1 gegen die Gastgeber aus Blankenese.

Mit diesem Sieg qualifizierten wir uns für die nächste Runde gegen den SC Kreuzberg, der sich mit einer taktischen Mannschaftsaufstellung und viel Kampfgeist gegen Norderstedt durchsetzen konnte. Nach erfolgreichem Einchecken im Hotel und einem unterhaltsamen Abendessen beim Vietnamesen wurde der Schlachtplan geschmiedet, um auch die favorisierten Kreuzberger ins Schwitzen zu bringen. Am Sonntag spielten wir dann mit folgender Aufstellung:

PSV SC Kreuzberg

Oliver Röhr (2246) vs Frederick Dathe (2267)

Tyron Milare (2244) vs Michael Strache (2275)

Nils Werthmann (2019) vs Constantin Vogel (2178)

Dave Möwisch (1961) vs Aaron Matthes (2241)

Dieses Berlin-Brandenburg Derby sollte einiges an Spannung bieten. Überraschenderweise standen Nils Werthmann und ich gegen nominell stärkere Spieler auf Gewinn, während Oliver Röhr und Tyron Milare in hochtaktische Partien verwickelt waren, deren Komplexität meine schachlichen Fähigkeiten deutlich überstieg. Nils Werthmann stellte seine vorteilhafte Stellung durch einen ungenauen Zug ein und musste seine Partie leider aufgeben 0:1. Doch dann die Überraschung. Bei Oliver Röhr wurde die Partie immer taktischer, aber er behielt wieder einmal den Überblick und sicherte so den so wichtigen Sieg an Brett 1 mit Schwarz! Fast zeitgleich konnte auch Tyron Milare seine Stellung zunehmend verbessern und hatte (wieder einmal) ein gewonnenes Turmendspiel auf dem Brett, was zum Sieg reichte. Damit stand es 2:1 und durch die Berliner Wertung standen wir bereits als Sieger fest. Ich war von den Ereignissen so überrascht, dass auch mir leider im 40. Zug ein taktischer Patzer unterlief und Aaron Mathes durch geschickte Endspieltechnik die Partie gewann. Aber das war dann auch egal. So schlugen wir auch den 2. Bundesligisten SC Kreuzberg und zogen völlig überraschend in die Zwischenrunde des Pokals ein. Besonders unsere beiden ersten Bretter Oliver und Tyron zeigten eine bärenstarke Leistung und gewannen alle ihre Partien. Somit geht es für uns nochmal auf Deutschlandtour und gehören schon jetzt zu den 16 besten Mannschaften Deutschlands im Pokal. In der Zwischenrunde sind auch die Viertelfinalisten des letztjährigen Pokals dabei, darunter Seriensieger OSG Baden-Baden und der amtierende Deutsche Meister SG Viernheim. Mal sehen, wohin die Reise geht.

Dave Möwisch

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