Am 30.11.2025 fanden parallel zum Schnellschach-Open (ca. 60 Teilnehmer) in der Mensa, neben der Universitätsbibliothek Magdeburg, der 16. Universitäts-Jugend-Cup und das Mädchenopen LSJ statt. Drei Turniere zugleich auszurichten stellt sicherlich eine besondere Herausforderung für die Turnierorgansiatoren dar. Vielleicht war dies der Grund für den etwas holprigen Start. Erst wurden die Ansetzungen der ersten Runde des Schnellschach-Neustadt-Opens für jedes einzelne Brett mündlich verkündet und die Spieler darum gebeten, sich entsprechend zu platzieren. Nach dem sich alle gesetzt hatten, war ich nicht der Einzige, der allein am Brett saß. Schnell wurde festgestellt, dass sich auf der Teilnehmerliste mehr Spieler befanden als tatsächlich vor Ort waren. Es kam zur Neuauslosung. War ich eben noch an Nr. 10 gesetzt und optimistisch zum Auftakt einen Gegner zu erhalten, gegen den ich auf Grund der Turnierwertzahl(TWZ)-Differenz gute Chancen haben sollte, wurde ich nun überraschend Karsten Hansch (TWZ über 2200 und später auch Turniersieger) an Brett 2 zugelost.Wie konnte das sein, immerhin sollte laut Ausschreibung das Schweizer System angewendet werden? Bei der Auslosung wurde die Teilnehmerliste scheinbar nicht nach der TWZ geordnet. Um weitere Verzögerungen zu vermeiden wurde gespielt wie ausgelost. Immerhin waren nun alle Bretter von Weiß und Schwarz besetzt.
Die 1. Partie, in der ich die schwarzen Steine führte begann recht solide, jedoch machte ich im Mittelspiel ungenaue Züge und zog mir so einige Schwächen zu. Karsten Hansch nutzte diese gekonnt aus und setzte sich erwartungsgemäß durch. Auf Grund der Auslosung nach ungeordneter Setzliste, war unklar wie stark mein Gegner in der zweiten Runde sein wird. Zu meinem Glück stellte dieser in der Eröffnung eine Figur ein, kämpfte aber weiter und gab erst nach einem Läuferopfer auf auf h6, welches mir zwei Bauern und einen Turm bringen sollte auf. Die Züge nach dem Opfer überzeugte mich davon, dass der Einsteller wirklich ein Missgeschick war und die Recherche an der Teilnehmerliste ergab eine TWZ über 1700.
In der 3. (TWZ 1511) und 4. (TWZ knapp unter 1900) Runde konnte ich weitere Siege für mich verbuchen. In der 5ten (TWZ ca. 2060) Runde führte ich wieder die Schwarzen Steine und hatte im Verlauf der Partie immer mehr Mühe diese ausgeglichen zu halten. Als die Leichtfiguren abgetauscht waren und mein Gegner seine Angriffsbemühungen intensivierte übersah er jedoch eine Kontermöglichkeit, die mit einem Schach auf der 1 Reihe begann und ohne Unterbrechung mit Schachs fortgeführt werden konnte. Es wurde je ein Turm getauscht und der gegnerische König musste von B1 bis A6 wandern. Nach einem weiteren Schach durch meine Dame gab mein Gegner auf, da ein Matt oder ein Damenverlust mit späterem Matt unvermeidbar waren.
Die 6te Partie verlief recht wild – Caro Kann mit 4.g4. Ich erinnerte mich an ein paar Chessable -Lektionen und versuchte diese umzusetzen. Trotz des Gefühls Züge vertauscht zu haben hielt ich die Stellung und konnte mir sogar zwei Bauern mehr erspielen. Jedoch musste ich dafür einen gut positionierten Springer zulassen, welcher es mir sehr erschwerte den rein materiellen Vorteil nutzen zu können. Obwohl ich zwischendurch etwas mehr Bedenkzeit auf der Uhr hatte, musste ich doch erkennen, dass diese bei mir zunehmend schwand. Ich gab einen Bauer zurück, tauschte einen Turm, aber die Komplexität ließ nicht nach. Mit dem Gefühl nicht die günstigste Variante gefunden zu haben, bekam ich die Partie und die Zeit nicht mehr in den Griff . (Gegner TWZ 1937)
In der 7ten (TWZ ca. 1990) führte ich die weißen Steine gegen die Königsindische Verteidigung. Im Verlaufe der Partie konnte ich mich recht solide entwickeln. Mein Gegner agierte etwas ungenau und erhielt einen rückständigen Bauern auf c6. Ich plante also den Druck auf den Bauern zu erhöhen, beim Versuch diesen zu decken, übersah mein Gegner eine Springergabel, welche mir die Qualität gebracht hätte und gab auf.
In der 8ten Runde durfte ich am zweiten Brett ran. Gegen FM Vinzent Spitzl (TWZ 2360) konnte ich auch mit den Weißen Steinen schlicht nichts ausrichten und wurde überspielt. In der 9ten Runde hatte ich Schwarz gegen Spieler Sebastian Haubold (TWZ 2184 – U16). Da mir nicht klar war, ob wir mit einem Sieg noch Chancen auf ein Preisgeld haben, erwartete ich eine schwere Partie. Es kam eine Caro-Kann-Variante aufs Brett und mein Gegner bot für mich überraschend nach ca. 10 Zügen Remis. Etwas verdutzt nahm ich das Angebot an und vermutete später, dass sich mein Gegner spätestens damit den U16 Preis sicherte.
Insgesamt fand das Turnier in angenehmer Atmosphäre und die Turnierleitung gab dem ganzen einen besonderen Charme. Ein Preisgünstiges Buffet wurde ebenfalls bereit gestellt. Rundum ein empfehlenswertes Turnier.
Bericht von Carsten Kühne